Diesen Bericht habe ich schon vor über einem Monat geschrieben, aber ich habe ihn jetzt erst zuende abgetippt, weil ich das Script verlegt hatte =). Ich habe ihn von Hand während des Seminares geschrieben, deshalb wundert euch nicht über die Zeitform.
Ein Bericht über den Gorongosaprk ist in Arbeit, ich hoffe für ihn brauche ich nicht so lange wie für diesen!
Liebe Grüße und viel Spaß beim Lesen!
Seminar für Frauen in Manica, 07.-08.10.2010
Vor mir sitzen auf weißen Plastik- oder braunen Holzstühlen etwa dreißig mosambikanische Frauen. Es ist sehr bunter Anblick. Die Kleider und Röcke der meisten sind aus Capulana hergestellt. Manche tragen richtige Kleidungssets (Kopftuch, Oberteil, Rock und Tuch über den Schultern aus ein und dem selben Stoff). Es finden sich aber auch europäische Kleider, wie zum Beispiel T-Shirts, Trägertops oder auch Jeansjacken. Die Schuhe der meisten Frauen sind Flipflops, Ballerinas, oder schicke Schuhe zum rein schlüpfen mit Absatz.
Bei allen Frauen kann ich keine Frisur doppelt finden. Von kurz geschnitten, über geflochten, gefärbt bis hin zu langen, glatten Kunsthaaren findet sich jede erdenkliche Frisur, die mit afrikanischem Haar vorstellbar ist.
Am Anfang des Seminares hat jede „Senora“ ein DinA 5 Heft, einen Kulli und einen Seminarplan bekommen. Jetzt sind manche damit beschäftigt, mitzuschreiben, einige trinken das eben erhaltene Wasser, und der Rest hört zu, wobei man bei manchen nur am Lachen zwischendurch erkennt, dass sie noch wach sind, bzw. aufmerksam zuhören. Manchmal bricht der ganze Raum in lautes Lachen aus, obwohl es ein ernsthaftes Thema ist. Dabei bekomme ich den Anblick sehr weißer Zähne zwischen dunklen Lippen gegeben, bei denen aber bei manch einer Frau schon ein Zahn fehlt. Trotzdem ist es ein sehr schöner Anblick und ich kann mitlachen, auch wenn ich den Grund nicht verstanden habe. Eine Frau hat ihr Kleinkind mitgebracht, das die ganze Zeit vor sich hin gluckst, wenn es nicht gestillt wird und manchmal auch von summenden Eigengesprächen begleitet wird, sodass es zu einem recht hohen Geräuschpegel im Raum kommt.
In der letzten Reihe reibt sich eine Frau mit der Hand übers Gesicht, nachdem sich kurz eingenickt ist. Das Baby beginnt zu quengeln und bekommt die Brust. Durchgehend verlassen jetzt die Frauen nacheinander den Raum, um auf Toilette zu gehen. Achia steht vor ihnen und hält einen Vortrag als Antwort auf eine Frage einer Frau aus der ersten Reihe, deren Gesicht von Narben gezeichnet ist.
Das häufige Handyklingeln vom Beginn ist abgeebbt und nun ist es etwas ruhiger. Doch jetzt klingelt kurz vor der Mittagspause Achias Handy. Sie verlässt den Raum und es brechen private Gespräche über die vier Reihen hinaus aus. Als Achia zurückkehrt, dauert es eine Weile, bis es wieder still wird. Mein Bauch knurrt und ich glaube, auch den Frauen Hunger aus den Augen ablesen zu können.
Die Tischdecke vor mir ist eine sehr weiche Capulana, was selten vorkommt, da die Stoffe meist sehr hart dick und nicht elastisch sind. Das Muster hier vor mir besteht aus rot-schwarzen Blüten, die gleichmäßig angeordnet zwischen mosaikähnlichem Muster auf gelbem Grund liegen.
Jetzt sagt Achia das Mittagessen an und erklärt noch etwas für morgen. Das Mittagessen, in der kleinen Bar draußen, vor diesem langweilig gelb gestrichenen Raum, kann beginnen.
Tag 2: 08.10.2010
Nach einem guten Abendessen im „Flamingo“ und einer angenehmen Nacht im Hotel (Den Namen weiß ich nicht) sitzen wir nun wieder zusammen. Es sind noch nicht alle Frauen da, aber wir fangen trotzdem, schon fünfzehn Minuten verspätet, an. Eben haben die Frauen zwei sehr schöne, mehrstimmige, afrikanische Lieder gesungen und so den Raum mit harmonischen Klängen und einer guten Stimmung gefüllt. Danach gab es noch ein Gebet, das so schnell gesprochen wurde, dass ich nur das „Amen“ am Ende verstehen konnte.
Jetzt setzt Achia ihren Vortrag über das Gesetz zum Recht der Frau von gestern fort. Die Frauen erfahren, wie die rechtliche Situation für die bei Gewalt und anderen Problemen, wie Scheidung, ist. Ich verstehe nicht sehr viel, weil mein Wortschatz die meisten der Begriffe, die jetzt benutzt werden, noch nicht umfasst.
Heute sind zwei Kleinkinder und ein Baby dabei. Noch ist es hier aber sehr still, was auch mit der Müdigkeit aller um 09:00 Uhr morgens zu tun haben könnte. Manche starren auf ihre Hefte, und die Augen fallen fast zu, wobei andere das durch Augenbrauen hochziehen zu verhindern versuchen. Einige lesen auch die Artikel in dem kleinen Heftchen, das nicht an alle ausgeteilt wurde, weil es nicht genug gab, mit, was ich jedoch nur vermuten kann.
Von draußen hört man Radiomusik und Gespräche der Barangestellten, die sich anscheinend lautstark beim Spülen unterhalten - dem Geschepper nach zu urteilen.
Heute ist es, wie gestern, sehr bewölkt, die Sonne scheint nicht und deshalb ist auch die eine Glühbirne, die hier das Licht in den Raum bringt, eingeschaltet. Es hängen noch zwei weitere Glühbirnen und eine Leuchtstoffröhre an der weißen Decke, die aber nicht funktionieren. Ich muss mich verbessern: Die Decke wird einmal weiß gewesen sein, jetzt wirkt sie grau-beige; an manchen Stellen sind braune Feuchtigkeitsflecken und die Farbe löst sich in einer Ecke, sodass das Braun darunter zum Vorschein kommt. Die Wand ist in ähnlichem Zustand. Ich kann Schimmel entdecken und auf Kopfhöhe (meines Kopfes;-)) hängt ein durchgeschnittenes Kabel herunter, das vielleicht auch die kaputten Glühbirnen erklärt. Die Fenster sind grau gestrichen und sehen im Gegensatz zum schmutzigen gelb noch sehr gut aus. Davor hängen ausgewaschene Vorhänge mit rot-gelbem Blümchenmuster. Schade, dass die Sonne nicht scheint, dadurch sieht alles noch grauer, farbloser aus. Nicht alles, die rosafarbene Socke, die meine Kamera schützt, liegt genau unter der Glühbirne und strahlt nur so von Farbigkeit.
Als jetzt, am Ende der Gesetze einige Frauen, die eingeschlafen schienen, wieder erwachen, wird es langsam Zeit für eine Pause. Vormittags gibt es hier immer irgendwann zwischen zehn und halb zwölf eine halbe Stunde „lunch“. Dabei gibt es entweder Refreshcos (Cola und co.) oder Kaffee und Tee zu einem Brötchen mit Ei, Käse oder Wurst.
Nach dem Essen finden sich jetzt alle mit Gemurmel wieder im Raum ein.
Es beginnt ein Gespräch, bei dem jeder seine Erfahrungen schildern kann. Eine Frau spricht nur schlecht portugiesisch und so erzählt sie in der lokalen Sprache. Das Gesagte wird von einer anderen Frau übersetzt. Es ist interessant, auch mal die „Lingua Local“ kennenzulernen und den fremden, aber doch dem Portugiesischen ähnlichen Lauten zu lauschen, auch wenn ich nichts verstehen kann.
Jetzt bricht endlich mal die Sonne durch die Wolken und erhellt den Raum.
Die Diskussion, beziehungsweise das Gespräch ist wieder zu einem Vortrag von Achia über sexuellen Missbrauch geworden, sodass alle nur eingeschüchtert dasitzen, sie anstarren und ab und zu „Sim“ oder „Nao“ sagen, wenn Achia eine Frage stellt.
Jetzt sind die Frauen wieder dran mit sprechen und halten eigene kleine Vorträge über ihr Leben, beziehungsweise ihre Probleme. Manche antworten sich gegenseitig, bei anderen sagt Achia etwas. Es ist eine gute Möglichkeit für die Frauen, sich gegenseitig auszutauschen und Mut zu machen.
So hat das Seminar seinen Zwecke erfüllt, die Gesetze noch einmal näher zu bringen, sowie den Frauen die Möglichkeit eines Austausches zu geben, erfüllt und nach zwei Tagen in Manica, können wir uns wieder auf den Weg nach Chimoio machen.
Meine Liebe!
AntwortenLöschenDer Bericht ist super schön geschrieben!
Hoffe dir geht es weiterhin gut!
Fänds schön bald nochmal zu skypen... hab nur zur Zeit so selten Internet! mal sehen, vll klappts ja!
Deine Leonie ♥♥♥