Ich möchte etwas von vorletztem Sonntag berichten. Morgens um sechs Uhr stand ich auf, weil ich zum Yoga machen bei Caro, um sieben Uhr, verabredet war. Ich machte mich zu Fuß auf den Weg und nachdem ich mich mal wieder in Chimoio verlaufen hatte, kam ich mit nur fünf Minuten Verspätung bei ihr an. Nach dem Weg von etwa 25 Minuten, bei dem ich gegangen und zwischendurch gejoggt war, war ich schon so ins Schwitzen gekommen, dass ich nicht glaubte, jetzt auch noch Poweryoga durchzuhalten. Es war aber auch um halb sieben morgens schon so heiß!
Das mit dem Yoga klappte dann aber doch ganz gut und danach frühstückten wir zusammen. Ein Kollege von Caro, Zana, hatte sie am Vorabend eingeladen, mit in eine internationale Kirche zu kommen und als sie mich fragte, war ich auch dabei. So holte uns Zana nach dem Frühstück ab und wir fuhren etwa zwanzig Minuten bis in ein Dorf abseits der großen Straße, wo die Messe um zehn Uhr losging. Die „Kirche“ war in einem stallähnlichen Gebäude, was man auch riechen konnte, gelb gestrichen und sehr groß. Das Dach wurde von dunklen Holzbalken gestützt und war aus Wellblech, deshalb war es sehr heiß. Es gab einige Bankreihen, die nur mäßig gefüllt waren und keinen Altar. Stattdessen einen Tisch, auf dem die „Opfergabe“ des Tages, Coca Cola und Brot standen. An der vorderen Wand war eine bunte Weltkarte gezeichnet, die die Kontinente nicht ganz wahrheitsgetreu, aber dafür schön bunt, zeigte. Davor stand ein Holzkreuz. Als es dann um kurz nach zehn los ging, traten zwei Männer mit Akkordeons vor die Menge und begrüßten alle. Sie sprachen sehr schwer verständliches Englisch und Portugiesisch und das in einer Geschwindigkeit, die es sehr schwierig machte, ihnen zu folgen. Sie nahmen sich die Worte gegenseitig aus dem Mund, denn einer übersetzte immer was der andere sagte. Dann wurden wir, da wir das erste Mal diese Kirche besuchten, aufgefordert, kurz aufzustehen und uns vorzustellen. Das wurde gemacht und wir wurden mit Applaus und Lächeln sofort sehr freundlich aufgenommen. Es war eine internationale Messe, deshalb waren auch einige weiße Personen anwesend. Nach diesem kurzen Anfang mit Gebet, fingen die Männer an, Akkordeon zu spielen und alle sangen. Bestimmt fünf Lieder, die alle ineinander übergingen, und alle sehr schön harmonisch klangen, genauso wie jeder Gesang, den ich bis jetzt hier erlebt habe. Nach dem Singen gab es die Kollekte und danach verließen die meisten Kinder das Gebäude. Ein weißer, älterer Mann mit Bart ging nach vorne, wo ein Pult hingestellt worden war, und begann eine Predigt. Sie handelte vom Danken und der Entwicklung des Glaubens, war sehr schön, aber wie fast jede Predigt etwas zu lang. Danach waren alle müde, es wurde noch ein Lied gesungen und dann gab es als Abendmahl die Cola aus Schnapsgläschen für jeden und dazu ein Stückchen Brötchen. Dann löste sich alles langsam und es gab noch mehr Refreshcos und Brötchen für jeden der wollte. Der Priester, der die Predigt gehalten hatte, kam zu uns und fragte uns, ob wir nicht bei ihm und seiner Frau zu Mittag essen wollten. Da sagten wir nicht nein und so ging es nach ein paar Gesprächen mit anderen Entwicklungshelfern bzw. Missionaren, aus Australien und Südafrika zum Priester nachhause. Ein großes, robustes, sehr schönes Holzhaus erwartete uns keine fünf Minuten Fußweg entfernt. Es ragte in den Wald hinein und hatte eine offene Seite zum Hang hinunter, sodass man sehr weit Wald, Wiesen und im Hintergrund Berge sehen konnte. Ein wunderschöner Ausblick! Dort aßen wir dann mit allen anderen zu Mittag und bekamen danach noch eine Tanzshow der Kinder des dortigen Projektes gezeigt. Die Menschen waren sehr erfreut über unseren Besuch und sagten, wir seien jederzeit herzlich willkommen. Wir erfuhren, dass das Priesterpaar schon seit 23 Jahren hier lebt, das heißt auch sieben Jahre während des Bürgerkrieges hier war. Die Frau, Trish, hat ein Buch darüber geschrieben,was wohl auch schon in Deutschland erhältlich sein müsste. Also falls jemand Interesse hat, der englische Titel lautet „In Rebel Hands“ und sie heißt Trish Purkins. Es war ein sehr interessanter und schöner Besuch und erst um etwa halb drei am Nachmittag machten wir uns auf den Weg nachhause. Zana setzte uns bei Caro ab und fuhr dann auch nachhause. Caro und ich pflückten welche von den endlich einigermaßen reifen Litschis im Garten und guckten noch einen Film bevor sie mich nachhause brachte. Der Guarda kam mit und wir machten noch halt bei der Müllkippe Chimoios, wo Caro ihren Grünschnitt aus dem Garten loswerden wollte. So wurde der Tag noch abgerundet mit einem Sonnenuntergang auf der Müllkippe. Das bestätigt zwar das Klischee des Sonnenuntergangs vor dem Müll in Afrika, aber das kann ich leider nicht ändern. Bei mir zuhause angekommen gab es auch schon bald Abendessen, was mir ausnahmsweise mal nicht schmeckte. Ab und zu gibt es irgendwelche Innereien von Hühnern, die ein bisschen wie eine Mischung aus diesen zähen chinesischen Pilzen und Leber schmecken, also eine Spezialität, die ich nicht leiden kann. Bis jetzt ist das das einzige Gericht, was ich hier nicht mag (ich habe auch schon Gazelle probiert, sehr lecker!), aber da es ja noch Reis und Salat gab, musste ich nicht hungrig ins Bett, wo ich nach diesem langen, abwechslungsreichen Tag auch wirklich gut schlafen konnte.
Du schreibst wirklich plastisch und auch witzig. Gefällt mir, weiter so!
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