Sonntag, 12. September 2010:
Diesen Sonntag war ich in der katholischen Kirche von Chimoio. Uns wurde gesagt, ein Gottesdienst würde um sechs Uhr und einer um neun Uhr beginnen. Wir waren um neun Uhr da und die Kirche war voll. Es wurde gesungen, geredet und nach zehn Minuten verließen alle die Kirche. Wir waren etwas perplex und wurden dann darüber informiert, dass der nächste Gottesdienst um zehn Uhr sei. So mussten wir dann noch einige Zeit warten, hatten dafür aber Sitzplätze als es losging. Die Kirche wirkt eher wie provisorisch hergerichtet, da sie viele Risse in den Wänden sind, die wie geflickt aussehen. Die Wände sind nicht gut verputzt und es stehen Plastikblumen auf dem Altar und vor den Maria- und Josephstatuen.
Der Gottesdienst begann mit lautem Gesang, der sehr harmonisch klang und von Orgelspiel und Trommeln begleitet wurde. Ein sehr alter Pfarrer leitete ihn und es gab einige Messdiener, die sich jedes Mal vor dem Jesuskreuz verbeugten, wenn sie es passierten. Der ganze Gottesdienst war von Musik durchzogen und sehr lang. Während der Predigt klingelte plötzlich ein Handy und es wurde still in der Kirche. Der Priester hörte auf zu sprechen und fummelte unter seinem langen grünen Gewand, welches mit einem goldenen Kreuz vorne und hinten geschmückt war, herum. Es war sein Handy und als er es unter den Massen von Stoff endlich fand, kam ein zweites zum Vorschein und er sagte, eins habe er ausgeschaltet, das andere nicht. So hatte er die Lacher auf seiner Seite und nach dem Wegpacken der Handys konnte er mit der Predigt fortfahren. Als der Gottesdienst vorbei war, gingen wir nach draußen, wo wir Judith und Matthias mit jeder Menge Waisenkinder aus dem Projekt trafen. Mit ihnen gingen wir noch ein Cola trinken (manche tranken auch schon um halb 12 ein Maneca, mosambikanisches Bier).
Wir verabschiedeten uns und gingen zu einer Kneipe, in der wir Hühnchen mit Pommes aßen, auf die wir sehr lange warten mussten. In der Toilette gab es kein Fließend Wasser und unter dem Waschbecken saß eine Kröte. Nach dem Essen wurde noch Geld bei einer Bank abgehoben und danach ging es mit dem Chappa zum Secondhandmarkt. Man läuft den ganzen Weg lang über Müll, alte Flaschen, Schuhe, Kleider, Plastik und sehr viel Zuckerrohr, was alles kaum noch auszumachen ist, da eine Staubschicht über allem liegt. Der Markt besteht zum großen Teil aus halb oder nicht mehr überdachten Hütten, bzw. Hüttengerüsten, in und vor denen alte Klamotten verkauft werden, die wir in Deutschland in die Altkleidersammlung gegeben haben. Es kann also sein, dass man dort einen Billabongpullover für 80 Metical bekommt, was umgerechnet ein wenig über zwei Euro sind. Es gibt auch andere Stände, an denen Krimskrams wie Waschpulver, Seife, Süßigkeiten, Portemonnaies oder Taschen verkauft werden. Einige „Stände“ sind Decken auf dem Boden, auf denen Berge von Schuhen liegen, die manchmal auch ordentlich nebeneinander aufgereiht sind, jedoch nicht immer paarweise, es gibt also auch einzelne Schuhe zu kaufen. Fast überall gibt es die typischen afrikanischen Tücher, Ca…s, die die Frauen hier als Röcke, um den Kopf, oder als Tragetuch für Kinder verwenden. Sie sind sehr bunt und es gibt sie in allen unterschiedlichen Farben und Mustern. Nach dem Markt ging es wieder ab nach hause, wobei es aber sehr schwierig war, ein nicht volles Chappa zu bekommen.
Abends bin ich dann noch zu Veronika, einer anderen Freiwilligen, gegangen und mit ihr und ihrer Freundin gekocht und einen Film geschaut. So endete das erste Wochenende in Chimoio.
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