Sonntag, 20. März 2011

Spaziergang über die Ilha

Ich schildere einen fiktiven Spaziergang, der aber auf der Ilha de Moçambique genau so passieren kann.
Im offenen Chapa, in dem mir der Fahrtwind und die salzige Meeresbrise ins Gesicht wehen, nähere ich mich über die lange Brücke vom Festland aus der Ilha de Moçambique. Als wir die Insel erreichen, verlasse ich das Chapa und sehe mich um. 
Sobald man die Insel betritt, wird man von Marktleuten empfangen, die einem alles mögliche Essbare aus Körben auf ihren Köpfen verkaufen wollen. Es gibt frischen Fisch, der an Schnüren hängend verkauft wird. Gekochte Erdnüsse und Maiskolben verströmen einen süßlichen Geruch und man kann Gurken, so dick wie Honigmelonen bekommen. Die meisten Leute am Eingang der Insel sind gerade angekommen oder möchten die Insel verlassen und so ist es ein Handelsknotenpunkt. Menschen, die in die Chapas steigen, verkaufen vorher noch schnell ein paar Langusten oder nehmen sich einen gegrillten Maiskolben mit auf die Hand, als Wegzehrung.
Wenn man die Insel betritt, begrüßt einen sofort ein riesiger alter Baum, der tief hängende Äste und Parasiten hat, die ihn sehr mystisch erscheinen lassen. Daneben befindet sich eine Tankstelle, die aus zwei Zapfsäulen besteht, die sehr verlassen auf der Straße stehen.


Ich folge nun der Hauptstraße, die einmal von Süden nach Norden über die ganze Insel führt. Die Straße ist teilweise asphaltiert und manchmal nur Sandboden. Wenn nur Sand da ist, gibt es viele Pfützen. Die Straße ist sehr uneben und so sammelt sich das Wasser nach dem Regen in den Löchern und sickert auch nicht sehr schnell ein. 
Die Hauptstraße der Ilha ist höher gelegen als der Rest der Insel und man fühlt sich, als würde man über eine Brücke gehen. Ich sehe nur dir Dächer der vielen Häuser, die sich ein paar Meter tiefer befinden. Zwischen ihnen sehe ich Kinder spielen und Menschen auf Kohle kochen. Diese Seite der Insel, die Südliche, auf der ich mich noch befinde, ist sehr arm. Es ist ein sehr großes Bairro, es leben sehr viele Menschen auf sehr engem Raum zusammen und es gibt kein Abwassersystem, sodass der Strand häufig als Toilette genutzt wird. Die Häuser sind unterschiedlich. Es gibt Lehmhütten mit Strohdach und alte Ruinen, die als Häuser genutzt werden. Manches sind Steinhäuser, die oft sehr provisorisch aussehen. Zwischen den Häusern sind lange Wäscheleinen gespannt, an denen bunte Kleider zum trocknen hängen. Es gibt unterhalb der Hauptstraße keine Straßen- es ist ein Gewirr aus kleinen Gassen, die keine Ordnung zu haben scheinen.


Schon nach kurzer Zeit sehe ich zu meiner linken beim Blick hinab den „Mercado Municipal“, wo es alles zu kaufen gibt. Von oben wirkt er wie ein großer Platz, auf dem kleine Stände so schnell wie möglich aufgebaut wurden. Es gibt Verkaufsstände mit und ohne Dach und alles ist sehr eng. Ich sehe mir den Markt nur von oben an und gehe auf der Straße weiter.
Überall sind Menschen. Ich werde von vielen gegrüßt und angeschaut. Hier auf der Ilha ist der Tourismus zwar schon angekommen, dennoch sind weiße Besucher immer ein Hingucker. Viele Kinder laufen in Schuluniform und wunderschönen bunten Taschen die Straße entlang und unterhalten sich lachend. Alle paar Meter sehe ich Frauen mit Körben oder Taschen auf dem Kopf und Männer, die so Mehlsäcke oder Kohlen tragen.
Nach einigen Minuten wird die Hauptstraße ebenerdig und es gehen Straßen von ihr ab, die nach rechts und links, zu beiden Seiten der Insel führen. Nun verändern sich auch die Gebäude. Es gibt größere Häuser, in denen sich Geschäfte befinden. Man kann Getränke kaufen, oder sich in ein kleines Café am Straßenrand setzen. Es gibt Läden, die keine Schaufenster oder ähnliches haben, sodass ich nur raten kann, was sich hinter den Türen verbirgt.
Ich biege nun für einen kleinen Umweg links ab und erreiche nach ein paar Minuten den Strand. Auch hier sind viele Leute, aber vor allem viele Fischer. Kleine Boote befinden sich auf dem Wasser und liegen im Sand. Fischer breiten ihre Netze aus oder bringen den Fang an Land. Sie stehen dort mit hochgekrempelter Hose und nacktem Oberkörper und wirken sehr entspannt. Es herrscht eine sehr angenehme, ruhige Stimmung, zu der auch das Meeresrauschen und der leichte Wind einiges beitragen. Die grüne Moschee, die ich von hier aus hinter der ersten Häuserreihe hervor blitzen sehe, macht nun auch akustisch auf sich aufmerksam. Die Gesänge klingen deutlich durch die Straßen und aufs Meer hinaus, wo sie sich im Wind verlaufen.

Ich drehe mich um und gehe auf die Hauptstraße zurück, um dieser weiter zu folgen.
Bald erreiche ich das alte Krankenhaus („Hospital“), das noch aus Kolonialzeiten stammt und von den Portugiesen gebaut wurde. Es ist ein sehr beeindruckendes, großes Gebäude, zu dem riesige Steinstufen hinaufführen. Es gibt Nebengebäude und alles ist sehr heruntergekommen. An vielen Stellen kann fällt der Putz ab und ich kann die Steine darunter sehen.

Ab diesem Moment ist es, als trete ich in eine andere Welt. Die Menschen und das Leben auf der Straße bleiben zwar, aber die Gebäude sind fast alle noch aus Kolonialzeiten. Viele sind heruntergekommen oder nur Ruinen, die kein Dach mehr haben und in denen etliche Pflanzen wachsen. Manche sind renoviert und einige Straßenstellen sind in sehr gutem Zustand. Ich gehe an einem Café mit Dachterrasse vorbei und komme bald an eine Zweigstelle der Straße.
Ich wende mich nach links und folge der Straße, die von rosafarbenen und gelben Häusern gesäumt ist, bei denen die Farbe teilweise abblättert. Ich komme an einem Internetcafé vorbei und bald habe ich einen kleinen Platz erreicht, der auf einen zweiten, größeren führt. Auf diesem stehen Bänke und auf der einen Seite ist ein Tor, neben dem zwei riesige Anker stehen.

Ich verlasse den Platz und komme bald ans nördliche Ende der Insel. Ich gehe an den Strand zu meiner linken, der vollkommen anders aussieht als der im Süden. Es ist weißer Sandstrand, wo niemand ist, außer ein paar Fischern, die ihren Fang begutachten. Noch befinde ich mich auf der linken Seite der Insel, denn bis zum Ende der Insel kann man nicht einfach hinkommen. Dort ist nämlich kein Strand, sondern das alte Fort aus Kolonialzeiten. Hier vom Strand aus sehe ich die gigantischen Mauern, die sich wie Felsen den Fluten stellen. Als ich mich dem Fort nähere, wird es immer größer und ich fühle mich bald winzig klein. 
 
Ich gehe rechts an ihm vorbei, passiere Straßenhändler, die Capulanas, Schmuck und Holzkunst verkaufen und bin bald an der Ostseite der Insel angekommen.
Hier befindet sich ein großes Hotel, das aber etwas verlassen wirkt. Es ist fast direkt am Wasser gebaut und daneben befindet sich eine kleine Strandbar. Hier ist der Strand sehr weitläufig und bei Ebbe kann ich die großen Felsen sehen, die wie Zähne eines riesigen Hais aus dem Sand hervorstehen.
Ich spaziere die Promenade am Wasser in Richtung Süden zurück. Die Promenade gibt einem die Möglichkeit, sehr weit aufs Meer hinaus zu sehen und gleichzeitig die kleinen Häuser am Straßenrand zu bewundern. 

Ich komme an einer abstrakten Heldenfigur vorbei, die wahrscheinlich auch schon sehr lange dort steht und auf die Menschen hinab blickt.

Nun bin ich aber schon fast einmal um die Insel gelaufen und es wird wieder leerer. Ganz im Süden der Insel, auf der Ostseite, ist nicht viel los. Ich spaziere die Straße weiter, die Promenade hat sich aufgelöst und es besteht jetzt die Möglichkeit an den Strand zu gehen. Bald wird alles bewachsener und ich sehe in einiger Entfernung ein altes Steingebäude im Meer, das sehr an das Fort vom Norden der Insel erinnert. Hier ist eine Felsenlandschaft, die auch wahrscheinlich unter dem Wasser weitergeht. Bei Ebbe kann man zu dem Gebäude hin laufen, aber bei Flut sollte man wieder an Land sein. 

Ich gehe weiter und nun führt die Straße in einer Kurve wieder Richtung Stadt. Zu meiner linken sehe ich wieder Fischer, die ihre Netze einholen und nur ein kurzes Stück später erreiche ich die Brücke, die mich wieder zum Festland bringt, wenn ich nicht hier auf der „Ilha de Moçambique“ übernachten möchte.

Dies war ein fiktiver Spaziergang über die Ilha de Moçambique, der genau so nicht stattgefunden hat, aber aus einigen einzelnen von mir zusammengesetzt wurde. Ich hoffe dadurch habt ihr schon mal ein Bild von der Insel bekommen und wer weiß, vielleicht möchtet ihr auch mal Urlaub dort machen. =)
Liebe Grüße und bis bald,
Eure Lara

2 Kommentare:

  1. Schöne Beschreibung, man fühlt sich gleich heimisch auf der Ilha.

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  2. sehr schoen geschrieben, es macht viel spass und ist sehr interessant, deine artikel zu lesen! Habe vielen dank dafuer!!

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