Samstag, 2. Oktober 2010

Ein Besuch im "Centro de saude" (Gesundheitszentrum)

Vor eineinhalb Wochen wurden alle Jungs, die hier im Projekt leben (zwölf im Alter von vier bis 16 Jahren), beschnitten. Das wurde einmal aus Reinheitsgründen veranlasst und außerdem hat es den Vorteil, dass das Ansteckungsrisiko für HIV sehr starkt gesenkt wird. Nach ein paar Tagen mussten dann die Verbände gewechselt werden und ich fuhr mit Achia und den zwölf Jungs ins centro de saude, das so etwas wir ein kleines Krankenhaus ist.
Dort angekommen suchten wir erst einmal einen Ort an dem wir warten konnten. Es war unglaublich voll. Das Zentrum ist wie ein Hufeisen aufgebaut und in der Mitte ist noch ein Gebäude. Dazwischen stehen überall Bänke, die alle besetzt waren. Hunderte von jungen Frauen mit weinenden Kindern auf dem Arm oder auf den Rücken gebunden, alte Menschen, sowie Männer in Anzügen und Verbänden warteten auf eine Behandlung. Das Problem war aber, dass viel zu wenig Personal dort war. In dem Bereich, in dem die Jungs von LeMuSiCa behandelt werden sollten, war nur eine Krankenschwester anwesend. So warteten wir zwei Stunden im Schatten, um dann in einer halben Stunde mit allem durch zu sein. Das Warten bestand für mich zum größten Teil mit Kinder zählen, trösten und aufpassen, dass sie niemandem im Wege rumstanden. Es waren vier "kleine" Jungs dabei (ca vier bis fünf Jahre alt), von denen zwei abwechselnd quengelten und weinten, weil sie nachhause wollten oder Schmerzen hatten. In den zwei Stunden gingen alle gefühlte zehnmal auf die Toilette und ich musste immer schauen, dass sie immer zu zweit gingen und wieder zurück kamen. Achia lief die ganze Zeit irgendwo herum und versuchte alles Mögliche, um schneller dran zu kommen. Sie fuhr sogar zwischendurch zum anderen, großen Krankenhaus, um nachzusehen, ob es da vielleicht nicht ganz so voll sei. Nach etwa drei Stunden bekamen wir noch eine Flasche mit Chlorwasser für das Waschen zuhause und dann konnten wir endlich wieder ins Projekt fahren.
Es war wirklich traurig zu sehen, wie schlecht die Organisation in diesem Krankenhaus funktionierte. Nicht nur das. Auch der Behandlungsraum, wo die Jungs die Verbände gewechselt bekamen, roch sehr stark nach Chlor und grenzte nach draußen, wo alle anderen warteten. Die Türe wurde noch nicht einmal geschlossen und alle mussten sich auf de gleichen Stuhl setzen, der nicht zwischendurch desinfiziert wurde. Alles war sehr schmutzig und ungemütlich. Die Leute kommen schon sehr früh morgens, um überhaupt behandelt werden zu können, weil es so voll ist. Ich glaube wir warteten schon verhältnismäßig kurz, denn viele waren schon vor uns da und warteten noch länger.

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